Erstmal name dropping: Die Responsible Minerals Initiative RMI (ehemalig Conflict-free Smelter Initiative CFSI vom Elektroindustrienachhaltigkeitsverband EICC, die inzwischen zur Verwirrung aller Responsible Business Alliance heißen) und ein Konsortium von Autoherstellern namens drive sustainability, gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Dragonfly Initiative, die schon mit Fairphone etwas ähnliches unternommen haben … die drei also haben einen interessanten Bericht zu Rohstoffen in Autos und Elektronik herausgegeben mit dem Titel „Material Change – A Study of Risks and Opportunities for Collective Action in the Materials Supply Chains of the Automotive and Electronics Industries“. Er enthält Steckbriefe von 37 wichtigen Rohstoffen und Materialien mit Informationen u.a. über deren menschenrechtlichen Risiken im Abbau bzw. deren Gewinnung upstream, also bis zum Handel und Einkauf durch die Elektronik- und Fahrzeugindustrie. Die Informationen stammen aus öffentlichen Quellen (die leider nicht alle genannt werden), und die Steckbriefe selbst sind unter der Creative Commons Lizenz CC-BY-NC-ND, können also von jedem bei Nennung der Quelle unverändert und nicht-kommerziell in eigenen Werken genutzt werden.
Das ist schon mal ein guter Einstand. Die zugrundeliegende Analyse ergibt für die Elektronikindustrie, dass man sich als Produzent vor allem um die Herkunft vom Tantal, Zinn, Silber, Kobalt und Gold kümmern sollte, was in dieser Reihenfolge häufig bis eher weniger enthalten sind in Smartphones, die im Bericht als Referenzprodukt dienen. Es ist alles durchaus differenzierter dargestellt. Konflikte mit der lokalen Bevölkerung in den Minengebieten gibt es z.B. vor allem auch bei Nickel, Lithium und Kupfer. Für die Hersteller können diese Steckbriefe eine erste Abschätzung sein, wo Maßnahmen für eine menschenrechtliche Bewertung ihrer Materialquellen besonders wertvoll sein könnten. Eine eigene Analyse – darauf wird im Bericht mehrfach hingewiesen – ersetzt es allerdings nicht. Insbesondere ruft der Bericht die Firmen dazu auf, gemeinsam aktiv zu werden, weil jeder ähnliche Probleme zu lösen hat. Dass diese Industrieinitiativen nicht immer funktionieren und die Mitgliedschaft bei ihnen allein gewiss nicht ausreicht um seiner Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette nachzukommen… das wiederum finden wir in einigen anderen der in diesem Newsletter vorgestellten Studien. Fazit: Eine wertvolle Quelle, die in Zukunft zudem regelmäßig aktualisiert und erweitert werden soll, so die Autoren.
Link: https://drivesustainability.org/wp-content/uploads/2018/07/Material-Change_VF.pdf