Lange Zeit versprochen gibt es seit dem 10. Mai 2019 einen zweiten „Wirkungsbericht“ der Shift GmbH, Hersteller von Smartphones der Marke Shift, die in der Presse bekannt wurden als „die deutsche Fairphone-Alternative“, die „ohne Konfliktmaterialien“ und „fair produziert“ werden. Ich habe mir den 60-seitigen Bericht durchgelesen und extrahiert, was wirklich übrig bleibt von dem Fairnessversprechen. Die Firmenzentrale, in der Teile des Designs, die Verpackung, Support und Rücknahme stattfinden, haben wir dabei nicht im Fokus. Wir achten auch nicht auf Umweltaspekte wie die Reparierbarkeit oder den Gerätepfand, genauso wenig auf „Persönliche Anteilnahme“ oder sonstwelche Unterstützung wohltätiger Personen und Organisationen, da all dies nicht die Arbeitssituation bei den Zulieferern in der Liefer- und Produktionskette der Geräte betrifft.
Vergangenes
Ich hatte kurz nach der Crowdfundingphase des ersten Shiftphone-Modells mit dem zweifelnden Artikel ShiftPhones verspricht bislang Unerreichtes über die Glaubwürdigkeit berichtet und wurde nachfolgend immer wieder von potenziellen Kunden, aber auch von den Gründern selbst gebeten, eine neue Einschätzung zu geben. Nach teilweise kontroverser Diskussion im firmeneigenen Forum und u.a. einer sehr kritischen Betrachtung im IT-Magazin c’t kam Ende 2016 ein erster Bericht, der neben reichlich Euphemismen und fremden Logos vor allem Ankündigungen und nur wenig Belege enthielt, weswegen ich kein neues Urteil fällen wollte.
Auch in neueren Stellungnahmen riss die schlechte Bewertung der Fairness der Shift-Geräte nicht ab, z.B. im Smartphone-Bericht von Germanwatch oder Rohstoffengagement-Bericht von WEED. Beliebte Online-Medien zeichneten da ein positiveres Bild, etwa utopia.de oder golem.de. Das populär- bis trivial-wissenschaftliche Magazin Galileo von Pro7 berichtete bislang exklusiv über die im 2016er-Bericht schon angekündigte eigene Endfertigung und lieferte einen rundum wohlwollenden Beitrag ab.
Die ursprüngliche Kritik veranlasste Shift, zurückzurudern und zu betonen, dass sie gar nicht aus der Fairness- sondern aus der Designecke kommen. Früher nannten sie sich fair, inzwischen liebend. Fakt ist dass sich die frühere Selbsteinschätzung einer „fairen Produktion“ in der einschlägigen Presse verselbstständigt hat ohne dass es hinterfragt wurde. Umso wichtiger, dass nun ein neuer Bericht vorliegt, in dem man auf Belegsuche gehen kann.
Transparenz
Shift veröffentlicht nun erstmals eine Lieferkette, die auch bis in Einzelteile geht, etwa die Produzenten des Mikrofons, des Displayglases oder der Verpackungspappe, die aber vermutlich nicht ganz vollständig ist. Es werden nur der Name des Lieferanten und das Land der Firmenzentrale bekannt gemacht, die Standorte der Fertigungsfabriken fehlen, obwohl einzig die interessant wären. Rohstoffquellen sind nicht Teil dieser Lieferkettendokumentation. Immerhin ist es ein erster Ansatz, der bei Fairphone und Nager-IT genauso aussah und teilweise noch aussieht.
Es gibt eine sehr grobe Aufschlüsselung der Kostenverteilung eines Geräts auf der Startseite der Website.
Shift hat laut Bericht auch eine genaue Stoffanalyse eines Shift6m in Auftrag gegeben, die aber nicht fertig geworden ist bis zur Drucklegung. Aber da sind wir schon wieder im Reich der Ankündigungen.
Eine Roadmap für zukünftige Entwicklung hin zu mehr Fairness ist nicht erwähnt und erkennbar, zumindest nicht aus den verstreut erwähnten Ankündigungen.
Rohstoffe
Vor allem für Lötungen wird in elektronischen Geräten Zinn benötigt. Shift verweist zum einen auf die Benutzung des Lötdrahts von FairLötet, der allerdings nicht der klassischen Vorstellung von Fairness entspricht, denn er basiert auf Sekundärmaterial, also wiederverwertetem Lot und Recyclingzinn. Löblich immerhin für die Umwelt. Zum anderen wird verwiesen auf die Eco Solder Paste von Senju Metal, dessen einziger Ökoaspekt seine Bleifreiheit zu sein scheint. Bleifrei muss Shift aber schon aus gesetzlichen Gründen ihre Geräte löten und mit Fairness hat auch das nichts zu tun.
Wurde im 2016er-Bericht noch frech ein Fairtrade-Logo abgebildet ist ohne entsprechendes vorweisen zu können, wird nun für Gold schlicht darauf hingewiesen, wie wenig davon in den Geräten sei. Aus Fairnesssicht ignoriert dies die Tatsache, dass Goldabbau zum einen enorm aufwändig ist und zum zweiten meist artisanal, also in mühevoller manueller Arbeit stattfindet und sich somit hinter diesen kleinen Mengen ein hoher sozialer Fußabdruck verbirgt.
Wegen des Rohstoffs Tantal (oft besser bekannt unter dem Namen Coltan, in Zentralafrika eines seiner möglichen Vorminerale) muss Shift inzwischen einräumen, dass doch kleinste Mengen davon in ihren Geräten sind. Ansonsten werden weiterhin Keramik- statt Tantalkondensatoren eingesetzt. Es ist fraglich, ob der Verzicht auf einen Rohstoff fair zu nennen ist. Andere Hersteller haben einen konfliktfreien Bezug von Tantal aus der D.R. Kongo organisiert und somit Einkünfte in der dortigen Branche belassen können. Zweitens sind auch Keramikkondensatoren nicht ohne: sie enthalten neben Nickel auch Palladium, beides Rohstoffe mit potenziell kritischen Bezugsquellen, etwa Nickel aus den Philippinen oder Palladium aus Südafrika.
Shift ist in keiner Rohstoff-Initiative aktiv.
In der Summe also eine Nullnummer bei den Rohstoffen.
Die nie nachgewiesene und sicher auch nie wahr gewesene Behauptung, es seien „keine Konfliktmineralien“ in Shift-Geräten, wie noch im alten Fair Production Manifest erwähnt, ist in dem Bericht und anderen Quellen der Shift GmbH nicht mehr zu finden.
Komponenten
Der ungewöhnlich modulare Aufbau der Geräte lässt vermuten, dass es ein Shift-spezifisches Design gibt. Das ist eine große Chance und erlaubt eine bessere Kontrolle der im Gerät verbauten Komponenten. Über eine Auswahl von Lieferanten für diese Bauteile wird nichts berichtet, auch nicht nach Fairnesskriterien. Eine Analyse der meisten nun namentlich genannten Hersteller haben wir für diesen Blogbeitrag nicht durchgeführt. Es gibt viele bekannte und noch mehr unbekannte Namen.
Fertigung
Den meisten Einfluss sieht Shift bei der Fertigung, denn „hier passiert der Großteil der Arbeit, an denen Menschen beteiligt sind“, eine nicht weiter belegte Einschätzung. Es ist ein richtiger Gedanke, sich auf die Bereiche zu konzentrieren, von wo am meisten potenziell unfaire Arbeitskraft im Produkt landet. Und zweitens sich auf Bereiche zu konzentrieren, auf die man Einfluss hat.
Definitiv liegt hier nämlich der Großteil der besonderen Fairness von Shift-Geräten, denn die Waldeck-Brüder haben es geschafft, eine eigene „kleine Manufaktur“ in Hangzhou, China aufzubauen, deren Auftrag augenscheinlich die Endmontage, vor allem das Zusammenstecken und -schrauben der 11 (laut Lieferkette), 13 (laut Bericht) oder 14 (laut Explosionsgrafik) Module eines Shift 6m oder Shift 5me ist. Die Platinenlötung und andere Komponentenzulieferungen finden hingegen woanders statt.
Konkret wird berichtet:
- genau (nicht „mehr als“, wie im Bericht behauptet) dreifacher Mindestlohn, was ausgesprochen viel ist
- 40-Stunden-Woche, ungewöhnlich wenig, laut Bericht aber „flexibel“, ohne ins Detail zu gehen
- keine Zeitarbeiter, also wohl Angestellte
Im Gegensatz zu früheren Verlautbarungen wird nichts über Versicherungszahlungen, Arbeitsschutz, Unterkunftskosten oder Verpflegung geschrieben.
Unklar, ob diese Bedingungen nur für die Dauer der Shift-Produktion gelten, ob überhaupt diese Fertigungslinie nur temporär besteht, ob sie Teil einer größeren Firma ist und ob dann nur die an der Shift-Produktion beteiligten Arbeiter*innen profitieren. In Anbetracht der geringen Mengen ist all das zu vermuten.
Vom Vorhandensein einer Arbeitnehmervertretung erfahren wir ebenfalls nichts. Über die Produktionszahlen, den Umsatz oder die Anzahl der Beschäftigten der „Hangzhou SHIFT Technology, Hangzhou, China“ kann man nur spekulieren. Der genaue Standort ist ungenannt, so dass eine Recherche unmöglich ist.
Ein Bericht über einen unabhängigen, idealerweise unangekündigten Audit ist nicht veröffentlicht, wird auch nicht erwähnt und wurde daher vermutlich auch nicht durchgeführt. Das Beratungsunternehmen TAOS, welches 2016 den früheren Shift7-Fertigungsbetrieb noch untersuchte (ohne dass der Bericht je veröffentlicht wurde), soll hier nur unterstützend tätig gewesen sein.
So bleiben uns nur Bilder und etwas Videomaterial, um unseren Glauben zu unterstützen. Irgendwie inszeniert sieht es ja aus… auf jeden Fall anders als man es von Fertigern wie Foxconn etc. kennt. Aber das kann ja nur richtig sein.
Fazit
Bei den Rohstoffen gibt es nichts Vorzeigbares, die Zulieferliste wurde aber vielversprechend begonnen. Shifts Stärke liegt jedoch in der eigenen Endfertigung in China mit guten Arbeitsbedingungen, laut Bildmaterial und Eigenaussage. Eine faire Produktionsstätte mit eigener Kontrolle ist eine echte Chance und als solches schon eine Innovation, auf die sich Shift meines Erachtens konzentrieren sollte. Eine unabhängige, glaubwürdige Bestätigung und Beurteilung dessen fehlt aber weiterhin.
(Mit Dank für die Durchsicht früherer Textfragmente durch Ann., Peter, Sebastian und Sebastian.)
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Vielen Dank für diese fundierte und sehr hilfreiche Bewertung!!!
Schließe mich Manuels Aussage an, vielen Dank für die fundierte, nachvollziehbare und für mich hilfreiche Bewertung.
Vielleicht können die Macher von SHIFTdie Beurteilung ja Punkt für Punkt abarbeiten und daraus eine fundierte Dokumentaion ertellen.
Hallo Sebastian,
dein Artikel klingt nach viel Arbeit und wirkt auf den ersten Blick gut recherchiert. Als langjähriger Fan der Marke SHIFTPHONES habe ich aber das Bedürfnis zum Widerspruch. Ich hoffe, du tolerierst das an dieser Stelle.
In deiner Einleitung beschreibst du zum einen den Ruf, den die Firma SHIFT laut Presse innehat. Im nächsten Satz sprichst du aber von einem Fairnessversprechen des Unternehmens, dass ich so von SHIFT selbst nicht wahrgenommen habe. Meines Wissens hat SHIFT nie damit geworben ein „faires Smartphone“ herzustellen. „Fair“ war auch nie Teil von Firmen- oder Produktnamen. Auch auf der Webseite oder im Wirkungsbericht finde ich diese Aussage nicht. Wohl aber die Aussage, dass sie ihr Möglichstes tun wollen, um so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Das hat mir das Unternehmen auch so sympathisch gemacht.
An einer anderen Stelle wirfst du dem Unternehmen vor, dass es sich „nun wieder im Bereich der Ankündigungen“ befände (Rohstoffanalysen) kritisierst aber gleichermaßen eine fehlende Roadmap zukünftiger Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit und Fairness.
Die Dinge, die du zu Beginn deines Berichts ausklammerst, beeinflussen meiner Meinung nach durchaus die Fairness der Geräte. Du kündigst an, dich nur auf die Arbeitssituation bei den Zulieferern zu konzentrieren, bemängelst dann aber unterschiedlich bezifferte Modulanzahlen und andere von den Zulieferern unabhängige Themen.
Deine Berichterstattung empfinde ich in sich daher an einigen Stellen etwas widersprüchlich was mich zu der Frage führt, warum du so stark daran interessiert bist, ein durchaus positives Unternehmen in Misskredit zu bringen? Was sollte SHIFTPHONE davon haben sich als Hersteller 100% fairer Smartphones zu verkaufen? Lässt sich unter dem Deckmantel der Fairness viel Geld verdienen? Wäre mir nicht bekannt und ist nach dem Social Business-Ansatz der Gründer (Wirkungsbericht zeigt ja Gehälter und Ideen zur Stiftungsgründung) auch alles andere als im Interesse ‚des Erfinders‘.
Hast du vor Veröffentlichung des Berichts mal den Kontakt zu den Gründern gesucht und dort um Antworten auf deine Fragen gebeten? Ich habe Mitarbeiter des Unternehmens auf Veranstaltungen kennengelernt, sie stets als sehr glaubhaft erlebt und kann jedem hier Lesenden nur empfehlen, den direkten Kontakt zum SHIFT-Campus zu suchen. Im SHIFT-Wirkungsbericht wird relativ präsent erklärt, dass es sich um ein ‚Work-In-Progress-Dokument‘ handelt und ich freue mich bereits auf weitere Updates, wie bspw. den finalen Ergebnissen der Rohstoffanalyse
Liebe Grüße, Dominik
Interessanter Artikel, aber fundiert und hilfreich finde ich ihn leider nicht. Ich würde sogar sagen, dass dieser Artikel seiner Art nach unfair gegenüber Shift ist.
Zunächst und da muss ich Dominik zustimmen, werden alle Aspekte „ausgeklammert“, die den Ansatz von Shift ausmachen, dann wird etwas von einem sehr kleinen Unternehmen verlangt, was kaum schaffbar oder bezahlbar wäre, nämlich die eigenen Lieferketten (auch von Platinen- und Prozessormateriealien!) durch Zertifizierung transparent zu machen.
Okay, man muss zugestehen, dass Shifts Verwendung des Begriffs „fair“ zu Begin der Firmengeschichte auch meiner Meinung nach nicht glücklich war, doch hat sich meines Wissens nach Shift nie mit einem fairen Siegel oder Ähnlichem geschmückt. (Als Quelle wird der Bericht von 2016 angegeben, dort taucht das Fairtradesiegel in einem Bild auf und bezieht sich im Text ganz klar auf geplante Goldlieferanten.) Vielmehr haben sie den Begriff wörtlich gemeint und gesagt, dass sie sich für einen fairen (in Sinne von anständig, gerecht, ordentlich usw.) Umgang mit Menschen und Umwelt einsetzen.
Da finde ich in der Tat den Ansatz, dort, wo man Einfluss nehmen kann, so viel zu bewirken, wie möglich, nachvollziehbar und auch sinnvoll. Dass Gewinne teilweise in lokale Hilfsprojekte vor Ort im Kongo investiert werden, finde ich persönlich nur fair den Menschen gegenüber, die dort mit schlechten Lebensbedingungen auch durch Ausbeutung zu kämpfen haben.
Aber ganz verrückt finde ich an dem Artikel den Zusammenhang zwischen FairLötet und Shift. Fairlötet selbst taucht ja im aktuellen Bericht als Partner in Sachen Nachhaltigkeit auf (Shift Wirkungsbericht von 2019 S. 33). Und hier endet mein Verständnis. Wird in dem Artikel Shift vorgeworfen, dass auf Konfliktmaterialien zu verzichten, keines Falls fair wäre, die Verwendung von Sekundärmaterial der „klassischen Vorstellung von Fairness“ nicht entspreche (mit Quelle auf eine Eigenauskunft von FairLötet selbst), wie kann dann FairLötet überhaupt das „Fair“ im eigenen Namen tragen? Oder sollte es vielleicht doch so sein, dass ein kleiner Verein als „ersten Schritt“ zu einem „ausbeutungsfreien“ Produkt doch erst einmal auf Sekundärmaterialien setzen musste, selbst mit einem Partner wie Stannol.
Glaubwürdigkeit durch sehr kostenintensive und zeitaufwändige Zertifizierungen und NGOs zu fordern, ist die eine Sache. Damit habe ich kein Problem. Ein (wirklich) kleines Unternehmen unter Generalverdacht zu stellen, Kunden zu belügen, ist eine ganz andere Sache.
Und ganz entscheidend fehlt mir bei einer guten Recherche der Satz: „Auf Nachfrage zu dem Thema … äußerte sich das Unternehmen dem Blogautoren gegenüber wie folgt …“
So bleibt am Ende im Fazit neben dem Zugeständnis von Chancen das Bild eines „frechen“ und „dubiosen“ Unternehmens stehen. Das halte ich für falsch. Shift ist offen für Anfragen und Kontakt. Auch hier muss ich mich meinem Vorkommentator anschließen. So konnte auch ich mich schon persönlich mit den Menschen bei Shift unterhalten und meine Frage persönlich stellen. Bisher bekam ich immer eine für mich glaubwürdige Antwort ins Gesicht gesagt. Das reicht mir persönlich mindestens so weit wie ein Internationales Siegel, dessen Glaubwürdigkeit ich als Endverbraucher auch nur glauben muss.
Ich habe nie und nimmer behauptet, Shift würde lügen. Das hast Du Dir dazu gedacht, Oliver.
Das habe ich nicht explizit über dich gesagt, genauso wenig wie du über Shift. Aber ich verstehe deinen Äußerung „So bleiben uns nur Bilder und etwas Videomaterial, um unseren Glauben zu unterstützen. Irgendwie inszeniert sieht es ja aus…“ schon in diese Richtung, auch wenn du im folgenden Satz diese Aussage versuchst zu relativieren.
O.k., verstehe, der Satz ist wirklich nicht nötig.
In der Tat erscheint es „verrückt“, dass ich hier auf der FairLötet-Website den Lötdraht, den wir mitentwickelt haben, als nicht fair bezeichne. Da gibt es im Verein unterschiedliche Meinungen. Wir haben dazu nun einen weiteren, kleinen Blogbeitrag veröffentlicht unter https://fairloetet.de/ist-hs10fair-wirklich-fair/.
Hallo Dominik und Oliver,
ich war vor ein paar Tagen schon Mal da und hatte ähnliche Gedanken wie ihr, wußte aber nich wie ich es gut erklären kann was ich meine.
Danke euch das ihr das so gut beschriebne habt.
Paul
Ich kenne die Leute von SHIFT jetzt nicht persönlich, aber die Schilderungen von Dominik und Oliver, werfen ein ganz anderes Bild auf SHIFT. Gut dass man Dinge von mehrern Seiten beleuchtet sonst hätte ich ein recht negatives Bild von SHIFT gehabt.
Den Gedanken von Olli finde ich nicht verkehr (Und ganz entscheidend fehlt mir bei einer guten Recherche der Satz: „Auf Nachfrage zu dem Thema … äußerte sich das Unternehmen dem Blogautoren gegenüber wie folgt …“)
@Sebastian: Bist du mit SHIFT im Gespräch? Konnten sie dir deine offenen Fragen beantworten?
@Jenny
Ich kann jetzt nicht für Sebastian spreche. Grundsätzlich haben wir aber seit Jahren regelmäßigen Kontakt zu Carsten und seinem Bruder. Wir haben regelmäßig auf Falschaussagen im 2016er Bericht hingewiesen und bekommen seit Jahren das Versprechen, dass da nachkorrigiert wird, was nie passiert ist. Es wurde aufgrund eines einzelnen Kontaktes das Fairlötet Logo verwendet und damit suggeriert, dass der Draht verwendet wurde. Einer Bitte um Entfernung des Logos wurde nicht entsprochen. Als Quelle für die Tantalfreiheit wurde das Fablab Hamburg angegeben. Dort habe ich mit anderen das Telefon zerlegt um nach Tantalkondensatoren zu suchen. Unsere Antwort an SHIFT war, dass zwar keine Tantalkondensatoren eingesetzt werden, definitiv aber Tantal im Telefon vorkommt. Trotzdem wurde es im Bericht dann falsch dargestellt.
Über Jahre hinweg kam – auch auf Nachfrage – absolut nichts nachprüfbares von den Brüdern Waldeck. Sie haben uns damals mit der Bitte um Geheimhaltung ihren Fertiger von 2016 genannt, ein angebliches Familienunternehmen. Für den Bericht in der ct hat der Autor mal genauer hingesehen und festgestellt, dass es sich um einen Technologie-Vermittler handelt, der chinesische Produzenten mit ausländischen Interessenten zusammenbringt.
Ich bin zwar davon überzeugt, dass SHIFT „gut“ werden will, aber deren Kommunikation dazu ist äußerst fragwürdig bis ärgerlich.
Lieber Matthias, Sebastian und Fairlötet-Team,
es gibt dringenden Gesprächsbedarf. Wir sind große Freunde des kritischen Journalismus und lassen uns gerne hinterfragen. Eure Aussagen beruhen jedoch nach unserem Ermessen auf Missverständnissen, Mutmaßungen oder Interpretationen. Zwar hatten wir zeitweise Kontakt, allerdings fehlen uns eher ein paar Reaktionen von euch auf unsere letzten Anfragen. Im Gegenzug plötzlich den oben stehenden Blogbeitrag lesen zu müssen, kommt dann doch sehr überraschend und ist für uns nicht nachvollziehbar.
Ihr seid jederzeit bei uns in Falkenberg willkommen. Natürlich kommen wir gerne auch nach Hamburg. Vieles muss klargestellt werden, das sich nicht in einem Blogbeitrag und Kommentaren aufarbeiten lässt, sondern einer persönlichen Aussprache bedarf.
Wir wollen gerne reden… Das sollten wir doch hinkriegen, oder?
Wir melden uns gleich zwecks Terminabsprache auch noch per Mail.
Herzliche Grüße
Carsten und Samuel
Vielen Dank an Dominik, Oliver und Jenny für Eure offenen, engagierten Entgegnungen! Ich hatte gehofft, dass es zu etwas Austausch kommt, an dem jede/r teilnehmen kann 🙂
Natürlich möchte ich mich auch äußern zu einigen von Euren Punkten:
– Mein Text wird von Euch als Kritik, voller Vorwürfe und Forderungen verstanden mit dem Ziel, Shift in Misskredit zu bringen. Das ist Eure Wahrnehmung. Mein Ziel war schlicht, die relevanten Aussagen zur Lieferkettenverantwortung aus dem Bericht auf den Punkt zu bringen. Bei Shift sind ja nicht nur gute Absichten vorhanden, sie haben ganz konkret etwas erreicht, obwohl es ein so kleines Unternehmen ist. Das wollte ich aufzählen und von reinen Absichten trennen.
– Weshalb mein Text an einigen Stellen genervter klingt als ich eigentlich wollte hat Matthias angedeutet. Vielen Dank auch dafür.
– Ihr schreibt, ich hätte Shift kontaktieren sollen, weil ich Fragen habe. Ich wollte aber lediglich auf Lücken im Bericht hinweisen. Ich möchte auch keine mündlichen Aussagen, ich möchte Aussagen schwarz auf weiß. Ich möchte zitieren können. Und es gab Grund zur Befürchtung, hingehalten zu werden und dann nicht veröffentlichen zu können.
Ich denke insgesamt, dass ich konstruktiv beigetragen habe zum „Work-in-progress“ der Berichte von Shift. Ich freue mich ebenfalls auf Updates von Shift.
Danke für deine Antwort. Das kam bei mir tatsächlich nicht so an und ich habe mich die ganze Lesezeit gefragt, warum du Shift so „böse“ darstellst. Wie gesagt, das kam bei mir so an. Da ist deine Kommentarantwort gut, um meiner Verwirrung entgegen zu wirken.
Ich habe gerade im Fairphone Forum einen langen Thread zum Shiftphone quergelesen und bin dann hier gelandet. Ich selber bin aktuell Jolla User, also dort auch im Kontext eines kleinen Unternehmens, das versucht eine Alternative zu bieten. Außerdem muss ich zugeben, dass ich die ganzen Primärquellen, wie z.B. den Wirkungsbericht von Shift nicht gelesen habe.
Was ich an dieser Stelle trotzdem loswerden möchte, ist mein Eindruck – bei Jolla wie gegenüber Shift – dass meiner Meinung nach immer ein wenig außer Acht gelassen wird, wie viel Aufwand mancher Output wirklich ist. Wenn dann ein Unternehmen wie eben Jolla oder Shift manches nicht „in time“ liefern kann (z.B. Dokumentation), weil sie sich mangels Menpower um ihr Kerngeschäft kümmern müssen (das ist meine zugegebenermaßen unbelegte aber naheliegende Einschätzung), dann würde ich erwarten, dass das an der ein oder anderen Stelle bei der Berichterstattung und Bewertung auch mal mit in Betracht gezogen wird. An genau der Stelle werden auch bei Jolla im Forum immer wieder Vorwürfe laut, dass Sachen nicht oder schlecht kommuniziert werden. Wenn ich mir aber vorstelle mit einem extrem kleinen Team den Aufwand einer Handyproduktion (gut bei Jolla ist es inzwischen „nur“ SailfischOS) bewältigen zu müssen, dann ist doch klar, dass solche Themen manchmal hinten runter fallen. Ich glaube, dass da einfach manchmal Ankündigen gemacht werden, weil der Druck von außen groß ist und man dann leider intern irgendwann zähneknirschend feststellt, dass das manchmal eben so nicht lieferbar ist, weil es schlicht niemanden gibt der diese Ankündigungen dann auch noch bedienen kann.