Das erste, namengebende, Projekt von FairLötet e.V. war und ist ein Lötdraht zum Handlöten. Das Ziel war, möglichst schnell eine faire Alternative auf die Beine zu stellen. Um neues Unrecht bei der Produktion zu vermeiden, haben wir uns dafür entschieden, Recyclingzinn zu verwenden. Auf der Maker Faire Berlin im Oktober 2015 haben wir es zum ersten Mal präsentiert.

Informationen

FAQs

Gibt es einen unabhängigen Nachweis, dass es tatsächlich Recyclingmaterial ist?

Das Altlot ist ca. 1 Jahr lang in einem Lötbad verwendet und durch Verdünnung mit extrem bleiarmem recyceltem Lot wieder in einen verwendbaren Pb-Bereich (<0,1%) gebracht worden. Man kann es daher als Recyclingmaterial bezeichnen.

Das Sekundär-Zinn entsteht laut Aussage des Lieferanten aus Altmetallen und Abfällen der chemischen Industrie in einer Anlage zur Stofftrennung, die wirtschaftlich nur bis zu einem bestimmten Zinnpreis betrieben werden kann, der wiederum nicht mit frischem Zinnkonzentrat zu halten ist. Einen unabhängigen Nachweis Dritter haben wir jedoch nicht.

Analytisch ist in metallischem Zustand bei Zinn dessen Herkunft nicht zu ermitteln, auch nicht, ob Primär- oder Sekundärrohstoff vorliegt.

Ist es konfliktfrei?

Gemäß der Definition von Konfliktfreiheit in den USA und der EU ist im HS10 FAIR nur Zinn ein Konfliktmineral. Sekundärmaterial ist demnach als konfliktfrei anzusehen.

Für den sehr kleinen Teil an „frischem“ Zinn ist die Konfliktfreiheit per Zertifizierung durch die Responsible Minerals Initiative gegeben. Zu Details siehe das Conflict Minerals Reporting Template (CMRT) und die entsprechende Richtlinie des Herstellers Stannol unter https://www.stannol.de/downloads/dokumente.html.

Die geringe Beimischung aus Zinn und Germanium wird als fertige Legierung von einem Lieferanten bezogen, der uns bislang auf Anfrage keine Informationen über die Herkunft der Rohstoffe verrät.

Kostet HS10 FAIR mehr als vergleichbare konventionelle Lote?

Es gibt Billiglote, die günstiger sind als die Produkte von Stannol, das HS10 FAIR ist innerhalb der Stannol-Produktpalette aber nicht teurer.

Verdient ihr etwas an dem Draht?

100% des Verkaufserlöses fließt in unsere gemeinnützige Vereinsarbeit. Wir sagen zu, 25 % davon in die zivilgesellschaftliche Arbeit von Initiativen vor Ort zu investieren. Im Jahr 2016 gingen gut 300 Euro an WALHI (Friends of the Earth Indonisia), eine zivilgesellschaftliche Organisation in Indonesien, einem wichtigen Zinnabbaugebiet im globalen Süden. Im Jahr 2017 haben wir an hiesige Organisationen gespendet, die sich für Rohstoffthemen im Rahmen der Fairen Elektronik engagieren.

Verkaufen wir Abfall erneut?

HS10 FAIR besteht u.a. aus Alt-Lot. Dabei betreiben wir ein Upcycling, denn es wäre sonst ein niederwertiges Produkt geworden, bei dem der Reinheitsgrad des Zinns keine Rolle spielt. Um es zu einem guten Lötdraht zu machen haben wir die Metalllegierung veredelt.

Warum bleifrei?

Blei ist ein hoch toxischer Stoff und nicht leicht zu recyceln, daher entspräche es nicht unser Vorstellung von Nachhaltigkeit. Außerdem wollen wir, dass der Lötdraht nicht nur in speziellen Anwendungsbereichen eingesetzt werden kann, in denen bleihaltige Lote noch erlaubt sind. Noch mehr Argumente (und Gegenargumente) findet man im Blogbeitrag Warum im HS10 Fair kein Blei ist

Wer produziert den Draht?

Nicht wir produzieren, sondern das Unternehmen Stannol. FairLötet hat Stannol lediglich motiviert und beraten, das ist der Zweck unseres Vereins. Bei der Entwicklung des Produkts waren wir eng beteiligt.

Wie sind die Arbeitsbedingungen bei Stannol?

Das haben wir nicht untersucht. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Rohstoffbeschaffung.

Wird Recycling-Zinn nicht sowieso in der Lötmittelproduktion eingesetzt?

Recyceltes Zinn ist durch verbesserte Verfahren in den letzten Jahren immer sauberer geworden und heute meist problemlos als Rohstoff einsetzbar. Es ist uns bekannt, dass andere Hersteller Recyclingmaterial verarbeiten, trotzdem versprechen diese Produzenten ein Produkt aus Erstschmelze, also Primärquelle. Die Kunden verlangen es.

Wo kommen die Rohstoffe her?

Die Lieferkette ist weiter unten verlinkt. Hinweis: Die Prozentangaben dort entsprechen den Gewichtsanteilen im Gesamtprodukt.

Das Recyclingzinn entsteht aus Elektroschrott. Dieses kommt größtenteils aus Europa und den USA.

Etwa die Hälfte des Zinns stammt von einem Metallrecycler, der v.a. Elektroschrott wieder verwertet. Die andere Hälfte, sowie Kobalt, Nickel und ein Teil des Kupfers stammt aus einem verunreinigten Lötbad, das von einem Elektronik-Hersteller mit Blei-Verunreinigung an Stannol zurück gegeben worden war.

Dieses wurde nun für HS10 FAIR wieder aufbereitet. Bisher meiden Lötbetriebe die Verwendung von Recyclingzinn, weil es fälschlicherweise als unrein angesehen wird. Stannol ist nun den mutigen Schritt gegangen, als erster Hersteller mit so genanntem „Sekundär-Zinn“ aus Recycling zu werben. Solches findet bisher vornehmlich in anspruchsloseren Bereichen Anwendung als in der Elektronikindustrie.

Woraus besteht der Lötdraht?

Die erste, inzwischen verkaufte Charge des HS10 FAIR besteht aus

  • 97,5% Metalllegierung (Sn99,3Cu0,7)
  • 2,5% Flussmittel

Die Metalllegierung besteht aus

  • 45% gebrauchtes Lot-Material aus der Wellenlötanlage eines deutschen Herstellers von Elektronikprodukten
  • 54% recyceltes Elektrolyse-Zinn
  • 0,7% Zinn mit 1% Germanium
  • 0,2% Elektrolyt-Kupfer

Es geht hier um die erste Charge, vom dem > 635kg (Flussmittel fehlt) hergestellt wurde. Eine zweite ist noch nicht in Planung.

Das Flussmittel besteht aus

  • 93,25% Balsamharz/Kolophonium
  • 4% Wachs auf Erdölbasis
  • 2,75% Aktivatorenmischung (petrochemisch)

Daraus folgt:

  • Der Lötdraht ist bleifrei.
  • Er hat einen Sekundär/Recyclinganteil von 96,63%
  • 0,17% des Drahts ist (Petro-)Chemisch

Hinweis: Die Prozentangaben beziehen sich auf den jeweiligen Anteil am Gesamtprodukt und ausschließlich auf das Gewicht.

Für die zweite Charge HS10 FAIR wurde nur hochreines Zinn aus Recycling verwandt, da zum Herstellungszeitpunkt kein ausgetauschtes Lötbad zur Verfügung stand. Sie ist (Stand November 2018) noch nicht im Verkauf.